🤖📞 Kaltakquise mit AI-Agents: Zwischen Hype und Handwerk

Ja, Kaltakquise mit künstlicher Stimme und schlauen Textbausteinen funktioniert heute bereits – aber nicht als Wunderwaffe. Dort, wo Fliessarbeit anfällt (Recherche, Erstkontakt, Erinnerungen, Protokolle), sind AI-Agents stark. Dort, wo Nuancen, Dialekt, Einwände und Vertrauen zählen, bleibt der Mensch vorn.

Der wirksame Weg heisst deshalb: Hybrid.

 

Was heute wirklich geht

AI kann Zielkundenlisten anreichern, passende Ansprechpersonen finden, Kurz-Mails schreiben, Termine vorschlagen und im Hintergrund sauber dokumentieren. Ein Agent verschickt in wenigen Minuten eine höfliche Erstnachricht, fasst nach, bietet drei Zeitfenster an und trägt eine Zusage direkt in den Kalender ein. Für häufige Fragen – „Schicken Sie mir etwas“, „Wir haben bereits jemanden“ – liefert er kurze, sachliche Antworten. Sobald es persönlich wird, übergibt er an eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter mit Headset und Erfahrung. So entstehen mehr „warme“ Gespräche statt kalter Zufallstreffer.

 

Wo die Grenzen liegen

Auf der Tonspur sind Nuancen anspruchsvoll: Ironie, Ärger, Lärm auf der Baustelle – hier stolpern Bots. Auch Einwände inhaltlich sauber zu behandeln, bleibt schwierig, ebenso wechselnde Dialekte. Zudem gilt: Schlechte Ziellisten + automatisierte Ansprache = schnelleres „Nein“. Vertrauensaufbau braucht Belege und echte Beispiele – nicht nur glatte Sätze.

 

So setzt man es auf – ohne Theater

Am Anfang stehen drei klare Leistungen, ein ehrliches Servicegebiet und überprüfbare Beweise (z. B. Referenzen mit Zahlen und Fotos, aktueller SBI-Score/Ranking, KMU Rating, TopBetrieb/ESG). Darauf baut man einen schlanken Ablauf: Der Agent reichert Kontakte an, sendet eine kurze Erstmail, erinnert nach und sammelt Rückmeldungen; die Fachperson telefoniert nur noch dort, wo Interesse da ist, führt den 15-Minuten-Check und entscheidet gemeinsam über den nächsten Schritt.

Nach dem Gespräch erstellt die AI die Notiz, verschickt die Zusammenfassung und plant das Nachfassen. Weniger Leerlauf, mehr Substanz.

 

Kosten – grob, aber realistisch

Ein kleiner Pilot liegt je nach Volumen zwischen CHF 500 und 2’500 pro Monat (oder mehr) für Versand, Telefon-/LLM-Minuten und einfache Automationen; die Einrichtung dauert ein bis zwei Tage oder länger. Ausgebaut – mit Playbooks, CRM-Anbindung und mehreren Sequenzen – bewegen sich die laufenden Kosten häufig zwischen CHF 2’000 und 10’000 pro Monat (oder mehr).

Der grösste Hebel bleibt trotzdem die Qualität der Liste, nicht die Technik.

 

Erfolgsaussichten statt Wunschdenken

Reine AI-Mail/SMS-Strecken erzielen oft 3–8 % Antworten und 1–3 % Termine auf die Gesamtzahl der Kontakte. Im Hybrid-Betrieb sind 4–10 % Termine erreichbar, wenn Liste und Nutzenversprechen stimmen; mit Erinnerung erscheinen 75–90 % der Termine.

Wer nur telefoniert, erlebt oft eine grosse Streuung – Hybrid spart Zeit und hebt die Treffer pro Gespräch.

 

Recht & Vertrauen (Schweiz)

Transparenz ist Pflicht: klar sagen, wer kontaktiert und weshalb. „Keine Werbung“-/Sterneinträge respektieren; B2B ist nicht B2C. Aufzeichnungen nur mit Einwilligung; DSG beachten. Und bitte kein „Robo-Spam“: massenhaft unpassende Kontakte ruinieren Ruf und Domain.

Kurze, höfliche, relevante Nachrichten wirken – alles andere schadet.

 

Für Bau & Handwerk: Was überzeugt am Telefon

Entscheidend sind konkrete Nutzenversprechen (Zeit, Qualität, Risiko, Kosten) und Belege: „First-Time-Right gestiegen“, „Takttermine eingehalten“, „Abdichtungswerte geprüft“.

Dazu SBI-/Rating-Signale und zwei, drei harte Kennzahlen je Referenz (Anzahl Kunden/Projekte, m², Material, Jahr, Prüfwert). Regionalität hilft: Beispiele aus 30–60 km Umkreis klingen glaubwürdig.

  • 28.09.2025